Jules Desjourneys

Kalorienfrei, kostenlos, mühelos lässt es sich in Gedanken reisen, etwas, das ich unheimlich gerne tue. Sie auch?

Gerade bin ich im Burgund mit meinen Kumpels Bü und Stefano. Es ist Sonntag, der 19. Januar 2020 und wir sitzen bei knisterndem Kaminfeuer gemütlich im Bistro du Bord de l’Eau in Levernois bei Beaune. Aus der umfangreichen Weinkarte wählt jeder eine Flasche Wein: Chablis Vaillons, klar aus Raveneaus Keller, Lactricières-Chambertin von Drouhin-Laroze und ein Moulin-à-Vent 2009 von Desjourney, zwei sind offensichtlich grosse Weine, aber der Star des Abends ist ... genau, Desjourneys 2009er Gamay aus der Appellation Moulin-à-Vent!

Wow, dieser Wein war perfekt, in seinen besten Jahren, bestimmt hätte er noch fünf oder zehn Jahre länger gehalten. Aber was soll’s, grossartig war er, unterhielt uns auf höchstem Niveau und genau dafür ist er gedacht!

Sie ahnen es. Natürlich musste ich diesen Winzer Jules Desjourney kennenlernen und noch am Dienstag rief ich ihn an und am Freitag, dem 31. Januar 2020 machten wir uns auf nach Pontaneveaux.

Pontanevaux, da war ich letztmals in den frühen 1990er-Jahren, zusammen mit meinem Vater, der ein wahrer Kenner des Beaujolais und dessen vielen verschiedenen Crus war. Ich hätte es nicht gedacht, aber als ich mich aufmachte, Fabien Duperray zu besuchen, und das Ortsschild Pontanevaux las, kamen tief vergrabene Gefühle und Erinnerungen an eine wunderschöne, unbeschwerte Zeit an die Oberfläche, die mich fast übermannten.

Aber nun zu den Weinen von Desjourneys, die genauso unbeschwert und wunderschön sind und tief gründen wie meine Erinnerungen. Herrlich luftig, leicht, dennoch dicht, oftmals komplex, immer geistreich-fröhlich und auf den Punkt. Nicht weniger als das alles dürfen Sie von Desjourneys Weinen erwarten!

Ganz speziell wollen wir diesmal auf Fabien Duparrey’s Beaujolais Rouge hinweisen, der uns derart überraschte, dass es uns die Sprache verschlug. Fabien sah uns an und muss gespürt haben, dass uns sein Beaujolais weggeblasen hatte. Stolz und mit einer gehörigen Portion Schalk in den Augen sagte er: «Jungs, solch einen Wein nennen wir hier in unserer Ecke des Burgunds einen ‹Vin PMG›». PMG? Nie gehört! Was zur Hölle soll PMG bedeuten, fragten wir Fabien. «Na, ganz einfach» meinte er: Pour Ma Gueule! Genau ins Schwarze trifft diese Bezeichnung!

Ich kann Ihnen sagen, dieser Fabien hat es drauf, aber sowas von! Kosten Sie diese Weine aus einer Region, welche vor vielen Jahren schon grossartige und grosse Weine kelterte. Heute, da man wieder leichter, transparenter geniessen möchte, gelangen die Appellationen des Beaujolais, des südlichen Burgunds mehr und mehr zurück in den Fokus aller Weininteressierten. Zum einen, weil es dort etwas zu entdecken oder etwas wieder zu entdecken gibt, zum andern, weil diese Weine nicht ganz so kostspielig sind wie diese der Côte d’Or.

Hauen Sie rein ... POUR MA GUEULE ... PMG!

Herzlich

Carl J. Studer