Spätburgunder Kanzel

Kalk, verwitterter Kalk, findet sich auch auf dem Ehrenstetter Ölberg, wo die Reben für die Kanzel stehen, fast exakt nach Osten ausgerichtet, direkt oberhalb einer … ja, genau ... Kalksteinlippe. Etwas im Schatten des famosen Möhlin – tatsächlich liegt die Kanzel etwas im Schatten, ist also kühler also Möhlin. Der französische Teil des Rebmaterials wurde von Dr. Henrik Möbitz in aufwendiger Sélection massale aus genetisch bestem Material gezogen, aber auch die deutschen Klone fühlen sich hier wohl und liefern beste Frucht, von welcher ein beachtlicher Teil – leicht weniger als die Hälfte – ganz eingemaischt wird. Genau wie beim Bellen startet die Gärung als Macération carbonique und endet als offene Maischengärung mit gefühlvoller Extraktion in Form einer Pigeage. Mehrheitlich gebrauchte Fässer aus französischen Hölzern formen diesen Wein zur Perfektion, ohne ihn aromatisch negativ zu verändern, sodass das Terroir im Zentrum steht. Wie immer bei Wasenhaus. Fleischige Kirschfrucht, also diese dicken, fleischigen, dunkeln Kirschen, deren Saft lecker süss-sauer schmeckt, genau so wie diese Kirschen riecht die Kanzel. Aber natürlich nicht nur danach, nein, der Duft ist ganz wunderbar vielschichtig und reicht von eben diesen Kirschen über Heidelbeeren zu Himbeeren, zu Blüten und, ja, auch etwas Orange ist mit dabei. Komplex! Herrlich frisch, nicht schlank, nein, athletisch, etwa so wie einen Triathleten müssen Sie sich den Wein vorstellen, kräftig, aber auch drahtig; mit viel Energie bewegt er sich denn auch durch den Gaumen und zeigt eine feste Struktur, die klarmacht, dass dieser Wein eher etwas mehr Geduld fordert als sein Nachbar, doch auch dieser kann nicht einfach so weggekippt werden. Also das hier ist ein mächtig eindrucksvoller Spätburgunder, den alle lieben werden, die auf kühle Terroirs, tänzerische Weine stehen. Ich LIEBE diesen Wein!