JEAN-MARC VINCENT

Sagen Sie jetzt bitte nicht, ich hätte Ihnen Vincent’s Weine noch nie empfohlen. Gebettelt habe ich zwar nicht gerade, doch mindestens zwei Newsletter waren mir diese fabelhaften Weine wert – einen für den Jahrgang 2017 und einen für den 2018er.

«Influencer» sind sie, Anne und Jean-Marc, ganz ohne dass es Ihnen bewusst sein wird. Influencer? Sicher! 14'000 Reben pro Hektare und eine mannshohe Laub-Wand, was bei uns zwei Meter und mehr bedeutet, haben wir im Burgund in Kombination noch nicht gesehen. Weil Dichte Konkurrenz bedeutet, wachsen kleinere Beeren an der Rebe und kleine Beeren liefern eine bessere Struktur und letztlich einen komplexeren Wein. Die hohe Laub-Wand schützt vor direktem Sonnenlicht, Sonnenbrand und lässt die Trauben harmonisch reifen.

Zusätzlich zu den 250 Kilometern zu Fuss spulen die Vincents jedes Jahr wahrscheinlich nochmals eine ebenso lange Strecke mit ihren weil winzigen auch leichten Ketten-Traktoren zwischen ihren Reben ab. Fahrzeuge, welche die Vincents mithilfe eines Freundes für ihre Zwecke umbauten und dafür eigens eine kleine Werkstatt anmieteten. All dies nur, um den Boden zwischen Ihren Reben nicht unnötig zu verdichten, ihn nicht zu ersticken.

Zugegeben, die eine oder andere Arbeit würde ein Pferd ebenso schonend erledigen, doch es gibt halt auch Grenzen. Und wenn dann die Welt wegsieht, zieht der grosse, schwere Traktor wieder seine Spuren durch die Reben und verdichtet, erstickt den Boden.

Die Vincents bringen, wie Sie sehen, den Gedanken und letztlich ihre Arbeit konsequent auf den Punkt. Sie keltern Weine, fantastische, lebendige Weine, wie man sie in den berühmten Appellationen im Norden der Côte d’Or auf keinen Fall besser, sondern nur kostspieliger finden kann.

Herzlich

Carl J. Studer