Nur ganz wenige kennen diese im Piemont heimische Sorte, den Timorasso, aus welchem im besten Fall energiegeladene Terroir-Weine entstehen, wie man sie im Italien von heute nur noch schwer findet. Aber Gott sei Dank hat ein Walter Massa – ein kerniger Mann mit Prinzipien und einer Vision, einer von uns also – sich des Timorasso schon vor Jahrzehnten angenommen und ihn nicht nur vor dem Aussterben bewahrt. Nein, er rettete die Sorte im Hier und Jetzt, wo Massa aus ihr grosse Weine keltert, Weine, die uns Geduld abverlangen, Weine, die Luft (Karaffe) und Raum (Burgunder-Glas) brauchen, um sich entwickeln zu können. Aber dann, ja dann sind sie unbeschreibliche Spass-Bringer. Und genau dieser Faktor, diese Allein-Unterhalter-Qualitäten des Timorasso hat Giovanni, Roberto und Francesco dazu gebracht, die Finger auf einen kleinen Weinberg in bester Lage zu legen und sich im Timorasso zu versuchen.
Dieser Weisse ist eine Wucht und strotzt vor Selbstvertrauen, duftet himmlisch nach reifen Pfirsichen, nach Cassis und auch etwas nach Quitte – die Quitte spielt den Bass. Durch den Gaumen zieht sich ein Faden, der schnurgerader nicht sein könnte, alles scheint sich an ihm zu orientieren, ist sauber aufgereiht und beginnt mit einer angenehmen Dichte; dann haut die unbeschreibliche Energie einem den Trockenextrakt um die Ohren, die Säure setzt ein und der Wein tänzelt unaufhörlich durch den Gaumen, federleicht, doch mit mächtiger Präsenz. Das Finale ist grossartig, natürlich lange, aber vielmehr fasziniert die unerwartete Textur, welche die Zunge immer und immer wieder ungläubig schnalzen lässt. Gut gemacht, Ihr drei!